Montag, 26. November 2012

Die Kwansei Gakuin Grundschule

Ein uni-interner Ausflug für die ganzen Ausländer...! Ahahaha!

Hauseigene Besucher-Puschen
Die Kwansei Gakuin Universität ist nicht nur eine private Universität mit mehreren Campus an verschiedenen Standorten, sie enthält auch ein ganzes Netzwerk von privaten Bildungseinrichtungen, die den kompletten Bildungsweg abdecken.

Von Kindergarten über Grund-, Mittel- und Oberschule bis eben zu der Universität und noch weiteren Schulformen gibt es alles, was man braucht, um in Japan durch und durch privat, christlich, und elitär gebildet zu werden. Das natürlich nur, wenn die Eltern sich die Schulgebühren leisten kann und nur, wenn die Kinder die anspruchsvollen Aufnahmeprüfungen bestehen. (Übrigens haben viele, wenn nicht sogar alle privaten Kindergärten und Grundschulen sogar schon Aufnahmeprüfungen! Hoher Leistungsdruck für die Kleinsten? Ach, wo denn?)

Auf jeden Fall hat die Universität eine Woche lang einen Ausflugs-Marathon für alle Sprachkurse der Austauschstudenten ausgerichtet. Das findet wohl jährlich im Wintersemester statt und soll uns Ausländern die bandbreite der Kwansei Gakuin zeigen, und den Schülern die Chance geben, sich interkulturell austoben zu können.
Für mich waren meine zwei Ausflugtage (jeder Sprachkurs ist an zwei Vormittagen dort) ein Hin und Her zwischen Bewunderung und Schockierung, weil Kinder und Elite zwei Begriffe sind, die für mich nicht wirklich miteinander vereinbar sind.

Die Grundschule befindet sich in Takarazuka in bester Lage, nur wenige Gehminuten vom Zentrum (und z.B. vom Takarazua Revue Theater) entfernt. Was sofort auffällt, ist natürlich das große, schicke Gebäude, das den Uni-Gebäuden sehr ähnlich ist. Es gibt ein bewachtes Eingangstor mit hohen Sicherheitsmaßnahmen: Ohne offiziellen Besucherausweis kommt man nicht in das Gebäude rein!
 Hat man es aber hinein geschafft, geht es geräumig, sauber und absolut schick weiter. Man hat wirklich nicht den Eindruck, dass man sich in einer Grundschule befindet - es könnte auch ein teures Anwesen oder ein Museum sein. Der Eingangsbereich ist mit dunklem Holz und edlen Säulen, aber ohne jegliche Hinweise auf Kinder, alles andere als kindgerecht eingerichtet.

Wir haben drinnen unsere Schuhe aus- und die Besucher-Latschen angezogen und haben nach einer kurzen Besprechung dann unsere persönlichen Kinder-Teams getroffen, die uns jeweils zu zweit oder zu dritt durch die Schule geführt haben. Wie meine beiden hießen, weiß ich jetzt leider nicht mehr! (Akane-chan und Keito-kun oder so...?) Auf jeden Fall ging es dann auf Entdeckungs-Tour. Und was wir nicht alles entdeckt haben!

Da auch die Grundschule auf dem gleichen christlichen Fundament steht wie alle anderen Einrichtungen, gibt es auch hier eine große Kapelle mit Orgel, Bänken, und allem, was man für einen ordentlichen Gottesdienst braucht. Ob der Saal allerdings wirklich für Gottesdienste oder gar für regelmäßige Gottesdienste genutzt wird, weiß ich nicht.

 Ansonsten glänzt die Schule mit einem großen Tatami-Zimmer für die Tee-Zeremonie, mit Relax- und Ruheräumen, mit voll ausgestatteten Musik- und Naturwissenschaftsräumen und natürlich mit ganz vielen Klassenräumen. Da die Grundschule in Japan für 6 Jahre ausgelegt ist, sind die Grundschulen entsprechend größer als in Deutschland. Und weil das hier eine teuere Privatschule ist, hat sie eine fast schon absurd gute Ausstattung, wenn man bedenkt, dass die Kinder hier 6-12 Jahre alt sind.

Draußen ist es tatsächlich endlich mal richtig kingerecht mit viel Raum zum spielen und toben, einem großen Spielplatz und mehreren Sportfeldern für verschiedene Sportarten. Es ist alles neu und mit weichem Hightech-Kunstrasen usgelegt. Nichts im Vergleich zu dem gammeligen Ascheplatz, den ich aus meiner Schulzeit kenne...

Nach der Besichtigung ging es dann endlich in die Klassen!
Die Flure vor den Klassenräumen waren sehr geräumig und jedes Kind hat ein eigenes Fach für seine Schuhe. In japanischen Schulen läuft man nie mit Straßenschuhen, sondern immer mit bequemen und sauberen Slippern herum.
Die Klassenräume waren nicht ganz geschlossen, sondern nur durch Fensterglas vom Flur abgetrennt, sodass man immer einen Blick in die Klasse werfen kann. Pro Klasse waren an dieser Schule etwa 24-30 Kinder.
Ich musste alle Kinder unkenntlich machen, weil es uns aus Datenschutzgründen
ausdrücklich verboten wurde, Bilder von den Kindern zu veröffentlichen.
 In jeder Klasse gibt es dann auch nochmal Regale für Schultaschen und Materialien. Alles muss immer sehr ordentlich verstaut werden. Wie man sieht, gehören hier auch die Schultaschen mit zur Schuluniform und müssen schwarz sein.
Insgesamt sieht es nicht wie in einer Grundschule aus, oder? In dieser Klasse
lernen normalerweise 9-Jährige.
 Und hier sieht man die Jungen und Mädchen mit ihren niedlichen Schuluniformen! Man beachte, dass es Ende November war. Es hat an diesem Tag geregnet und es war schon richtig kühl, sodass wir alle Pullover, Jacken und auf jeden Fall lange Sachen an hatten! Aber hier haten alle Jungs nur super kurze Hosen an und nur wenig Mädchen trugen Strumpfhosen unter ihren Röcken! Die Japaner meinen, dass Kinder so gesund und kräftig sind, dass sie die Kälte problemlos aushalten. Bzw. soll sie die Kälte abhärten und gesund halten! Na, ich weiß nicht...
Der Mann mit dem blauen Hemd ist übrigens der Englischlehrer dieser 3. Klasse. Offentlichtlich ein Muttersprachler. Ob die Kinder für die paar Fetzen Englisch unbedingt einen muttersprachlichen Lehrer brauchen, finde ich fragwürdig.

An Gruppentischen wurden immer 2-3 unserer Austauschstudenten mit 3-4 Schülern zusammengesetzt. Die Schüler hatten englische Fragebögen für uns vorbereitet, die sie dann durchfragen sollten. Standardsätze wie "Where are you from?" und "What do you like about Japan?" klangen mehr auswendig reingepaukt, als wirklich verstanden, aber Hauptsache die Kinder können Englisch, was? Wir sollten dann auf japanisch auf die Fragen antworten, damit wir auch einen Lerneffekt haben. Ein Bisschen sinnfrei, aber naja!
Zwischendurch hat der Lehrer noch vorgeschlagen, mal auf einer Karte zu checken, wo unsere Heimatländer eigentlich liegen. Und dann holt er einfach mal einen Korb voller iPads hervor und verteilt sie an die Kinder, damit sie bei Google Earth mal nachforschen können! Ist das abgeberisch, oder was?! Ahahaha! Mit iPads umgehen können die Kinder auf jeden Fall schon! 
 Später haben wir gemeinsam zu Mittag gegessen. Während die Kinder ihre liebevoll zubereiteten Bento-Boxen rausgeholt und leckere Hausmannskost gegessen haben, mussten wir uns mit unserem gekauften Frühstück zufrieden geben. Ich war verdammt neidisch! Ahahaha!
Danach gab es etwa 30 Minuten Pause, in denen wir nach draußen gegangen sind, um Ballspiele zu spielen oder das beliebte Kinderspiel "Daruma-san ga Koronda" (auf Deutsch nennt man das "Ochs am Berg" oder so).

Nach der Pause haben wir den Kindern dann geholfen, sauber zu machen. An japanischen Schulen gibt es kein Putzpersonal, das erledigen alles die Kinder. Sie holen Besen und Putzlappen aus Schränken und putzen fleißig jede Ecke. Dabei versuchen sie alles koordiniert und arbeitsteilig zu machen, aber wie Kinder nunmal so sind, läuft das trotzdem alles eher chaotisch und möchtegern-perfekt! Eigentlich macht es auch wenig Sinn, die Bänke in der Kapelle jeden Tag einzeln abzuwischen, wenn niemand da rein geht und überhaupt nichts schmutzig ist. Aber typisch japanisch werden solche Dinge nicht hinterfragt und einfach gemacht.

Zuletzt haben wir dann in der Klasse Spiele gespielt und die Kinder haben Origamis gefaltet. Sie haben versucht, uns einige leichte Motive beizubringen, aber natürlich konnte ich mir das alles überhaupt nicht merken! Ahahaha!

Zumindest haben die Kinder wirklich viel Spaß an Origami und sie können ganz viele tolle Figuren auswendig falten. Delfine, Frösche, Hunde, Bälle, Blumen, Flugzeuge, aber auch solche Sachen wie Pianos! Ahahaha!
Hinterher habe ich auch eine ganze Tüte voller Origamis geschenkt bekommen, aber die konnte ich leider nicht alle behalten. Aber guckt euch diese Kunstwerke an!
Meine Frosch-Armee!
Am Ende gab es zum Abschied und für die Internet-Seite noch ein Gruppenfoto.
Das sind 4 unserer Sprackurse, inklusive Lehrer!
 Auf der offiziellen Homepage der Grundschule wurde auch ein kurzer Eintrag zu unserem Besuch verfasst!

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