Freitag, 2. November 2012

Kiyomizu-dera (Teil 1)

Der "Global Research Club", der die Austauschstudenten bereits zu einer Sushi Party eingeladen hatte, hat später noch einen Ausflug nach Kyōto veranstaltet. An einem angenehm milden Tag im November haben wir uns in Nishinomiya getroffen und sind von dort aus gemeinsam nach Kyōto gefahren. 

Unser Reiseziel war hauptsächlich der Kiyomizu-dera (清水寺), einer der bekanntesten Tempel in der Stadt. Unser Weg führte uns aber auch durch die schönen alten Straßen Kyōtos, zum Ninen-zaka und Sannen-zaka und zum Schluss auch noch einmal zum Yasaka-Schrein (den ich im Sommer schon mal besucht hatte).

Vom Hankyu "Kawaramachi" Bahnhof aus sind wir zu Fuß zum Kiyomizu-dera gelaufen. Eigentlich sind das nur 2-3km, aber mit unseren 30-40 Leuten und mehreren Zwischenstops dauert das natürlich seine Zeit!
Den Kamo-Gawa habe ich ja schon öfter gezeigt.
Im November ist er genauso schön wie sonst auch!
Auch wenn nicht gerade das Gion-Matsuri stattfindet, sind die Hauptstraßen von
Kyōto immer hübsch geschmückt!
Ein Café in Kyōto, hier nochmal mit dem
Hinweis auf Desserts mit Grüntee-Geschmack!


Überhaupt sind Süßigkeiten in Kyoto DER Renner unter den Besuchern.
Mochi-Produkte und andere leckere Naschereien gibt es dort an jeder Ecke!
Direkt an der Hauptstraße gibt es allerdings viele Luxus-Läden, deren Preise
für Otto-Normal-Touristen eher zu hoch sind.
Ist man erst mal von der Hauptstraße weg, taucht man quasi in eine andere Dimension ein. Die Häuser sehen aus, als wäre hier seit mindestens 200 Jahren die Zeit stehen geblieben!

Die Stadt und deren Bewohner setzen sich ganz stark dafür ein, dass das traditionelle Image von Kyōto bestehen bleibt. Moderne Gebäude können nur unter großen Protesten und nur an bestimmten Orten gebaut werden - und das finde ich auch ganz gut so!

Sieht aus wie ein Film-Setting, oder?
Wer Kyōto also wirklich sehen und erleben will, muss von den Hauptstraßen weg und in die kleinen Gassen gehen! Dort gibt es seit vielen Generationen vererbte traditionell gebaute Holzhäuser, die jedes Erdbeben und jeden Taifun problemlos überstanden haben. Definitiv einen Blick wert!

 




 Würde man nur die Hauptstraßen nutzen, würde man auch niemals alle schönen Schreine und Tempel finden! Es ist eigentlich überall in Japan so, dass man mitten in der Stadt oder in einem Wohngebiet auf wunderschöne lokale Tempelanlagen treffen kann. Deswegen ist es ganz wichtig, nicht immer die gleichen Wege zu nutzen, sondern auch mal Umwege zu machen, und die Umgebung zu erforschen!
Auch Anfang November hat der Herbst noch nicht so richtig Fuß gefasst!
Nur wenige verfärbte Blätter deuten darauf hin, dass eigentlich Herbst ist!
Zeischendurch haben wir einen Abstecher auf eine hübsche Schrein-Anlage gemacht. Leider weiß ich den genauen Namen und den genauen Ort des Schreins nicht. Wie gesagt, das war alles ein Bisschen abseits von den Touristen-Wegen. Ist aber auch ganz schön, denn außer uns war eigentlich niemand da!

Laut unseren Begleiterinnen geht es bei diesem Schrein um "Trennung", das heißt eine symbolische und mentale Trennung von bösen Geistern, ehemaligen Geliebten, von Ex-Ehepartnern, von verstorbenen Familienmitgliedern, aber auch von Ängsten oder schlechten Gewohnheiten. Ziel ist es, alten Ballast abzuwerfen, um Neues anfangen zu können.

Gebetstafeln, die von den Besuchern gekauft und beschrieben werden,
um die Götter um etwas zu bitten:
"Auf dass ich alle schlechten Verbindungen lösen und gute Verbindungen
knüpfen werde."
 Herzstück des Tempels ist dieses witzige Gebilde: Unter den vielen weißen Papierzetteln verbirgt sich eigentlich ein simpler Stein mit einem Loch drin!

Man soll, nachdem man die Götter um die Trennung von allem Schlechten gebeten hat, durch das Loch kriechen, um die Trennung endgültig zu vollziehen!
(Achtung: Nicht geeignet für große, breite Europäer!)

Was das hier genau sollte, weiß ich beim besten Willen nicht mehr! Hahaha!
Offensichtlich mag die Buddha-Statue bunte Säckchen, die man sich kaufen
und dann an den Mini-Tempel (?) hängen kann. Jede Farbe steht wohl für eine
andere Art von Glück.
 Das war's dann aber auch mit den Umwegen! Zurück auf den Touristen-Wegen angekommen, weiß man sofort, dass man sich dem Ziel nähert, wenn man diese Pagode sieht und der Weg nur noch bergauf geht! Das zeigt, dass man sich auf den historischen Wegen Ninen-zaka (二年坂) und Sannen-zaka (産寧坂) befindet.

Soweit ich weiß, sind Ninen-zaka und Sannen-zaka seit Jahrhunderten bestehende Handelswege mit uralten Traditionsgeschäften und -restaurants. Alle Gebäude sind rein aus Holz (und evtl. Dachziegeln) gebaut und sehr alt. Es ist ein eher steiler Weg nach oben, mit vielen Treppen und Schrägen. Schon damals mussten sich die Händler mit ihren Holzkarren die steilen Wege hochquälen.

Die Namen bedeuten so viel wie "2-Jahres-Aufstieg" und "3-Jahres-Aufstieg" und hängen mit einer alten Sage zusammen, dass, wenn man auf dem Weg stolpert, man 2 bzw. 3 Jahre lang Pech haben wird. Wo genau die Grenze zwischen Ninen- und Sannen-zaka ist, weiß ich allerdings nicht.
Also, auf dieser Straße sollte man nicht hinfallen!

Böser Unglücksfluch hin oder her, der Pfad besticht mit seiner unglaubich
schönen Architektur!
Dicht an dicht drängen sich die kleinen Läden und Restaurants.
Ein guter Tipp:
In dieser kleinen aber feinen Einkaufsstraße gibt es sehr, sehr viele traditionelle Läden für japanische Süßigkeiten. Besonders hausgemachte Mochi-Produkte und die für den Ort typischen Yatshuhashi (süße Kekse mit Zimt-Geschmack) findet man dort überall. Und ACHTUNG: In den meisten Läden darf man kostenlos probieren! Während die Ware selbst sicher hinter Glasvitrinen verstaut ist, stehen überall griffbereit kleine Schalen mit zerschnittenen Süßigkeiten. Haltet euch nicht zurück und probiert alles, was da ist! Es gibt keine bessere Gelegenheit, so viele verschiedene Sorten kostenlos zu probieren! Euch steht natürlich frei, ob ihr von einer Leckerei dann eine ganze Packung kaufen möchtet oder nicht.  Gratisproben gibt es auch bei grünem Tee. Haltet also die Augen offen und GREIFT ZU! :)

Entlang der Wege werden auch traditionelle Kunstgegenstände ausgestellt.
Da steht überall groß und breit (sogar auf englisch!), dass man 100Yen zahlen
soll, wenn man Aufnahmen von den Stücken macht.
Habe ich nicht. Ups...
Niedliche Souvenirs gibt es natürlich auch en masse!
Glücklicherweise kann ich mich mittlerweise ganz gut zurückhalten, was das
Kaufen von absolut sinnlosen aber niedlichen Gegenständen angeht!
Nach einem steilen Aufstieg und ganz vollgefuttert mit Süßigkeiten,
kommt man dann irgendwann oben an... 
...und wird mit diesem großartigen Anblick belohnt!
Das Eingangstor zu der großen Tempelanlage des Kiyomizu-dera!
 Weiter geht es im nächsten Eintrag!

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